Mitchell Anderson
Beautiful and Damned
26 June–22 August, 2021
Mitchell Anderson
Bluewald, 2020
dispension, primer on wall
dimensions variable

It is not normal for
me to be a Kennedy.
But I am no longer
ashamed, no longer
alone. I am not
alone tonight because
we are all Kennedys.
And I am your President.

“An American Poem” by Eileen Myles

Die Porträtmalerei ist schon lange das Medium des Wohlstands und der Privilegierten. In seiner neuen Ausstellung Beautiful and Damned entwirft Mitchell Anderson ein ikonisches Abbild der Industriegesellschaft und ihrer verworrenen Fiktionen. Die Kennedys - die amerikanische Politikerfamilie schlechthin - werden von Anderson sowohl als Objekte der Begierde als auch als Überreste einer antiklimaktischen Nachkriegszeit porträtiert.

Seine Arbeiten erschweren immer wieder die Unterscheidung zwischen Kunst und Memorabilia: Wahlkampf buttons, Zigarren aus dem Weißen Haus, Spielkarten und die Fotografien aus Oliver Stones Film JFK bewegen sich alle auf der Grenze zwischen den beiden Kategorien. Diese Praxis, die hier mit Arbeiten aus dem letzten Jahrzehnt vertreten ist, entsteht aus dem Interes- se an der Bewertung von Gegenständen; es ist eine Methode, die eine Affinität mit der minimalistischen Skulptur teilt, aber letztlich überwiegend in den trüben Gewässern von Inhalt und Bedeutung angelegt ist.

In der Ausstellung hängen mehrere Malereien von politischen Wahlkampfbuttons die Wand, und die Designs der Anstecker verweisen mit ihrer sich wandelnden Typografie auf verschiedene Jahrzehnte und regionale Besonderheiten, in denen die verschiedenen Kampagnen geführt wurden. So verweist Andersons Arbeit auf eine Form des politischen Marketings, die da- rauf abzielt, gewisse Demografien anzusprechen und uns durch die Widersprüchlichkeiten von liberalen Monarchen und Plu- tokraten zu führen. Der aktuelle Stand der westlichen Demokratie ist eines der vielen Themen der Ausstellung, und als solches ähnelt Beautiful and Damned weniger einem idyllischen Stadtkern als vielmehr einer absurden, konstruierten PR-Kampagne.

Seine Spielkartenporträts verschlüsseln literarische Zitate mit einer einfachen Chiffre: Sie verweisen auf die Mythen, Tragö- dien und Verschwörungen, die sich um die Kennedy-Dynastie ranken, und laden den Betrachter ein, verstreute Hinweise zusammenzusetzen und Informationen zu entschlüsseln. Die hemdsärmeligen Körper der Kennedy-Sprösslinge, die auf den Spielkarten fixiert sind, drücken ein libidinöses Gespür für das Politische und eine voyeuristische Fixierung auf virile, ma- skuline Führung aus.

Beautiful and Damned verfolgt die Aufstiegs- und Fallgeschichte der Kennedys mit einer obsessiven Genauigkeit. Eindringlich und fieberhaft camp, durchquert Andersons Show eine Landschaft der Widersprüche und kartographiert das Ende des soge- nannten amerikanischen Jahrhunderts.

Mitchell Anderson (*1985, Chicago, USA) lebt und arbeitet in Zürich, wo er die Künstlergalerie Plymouth Rock leitet. Seine Arbeit wurde in den folgenden Institutionen ausgestellt: Kunsthalle Bern (2021); Kunsthalle Basel; Kunsthalle Zürich (2020); Fondazione Converso, Mailand (2019); MAMCO, Geneva (2018); und Fri-Art Kunsthalle Fribourg (2017). Er ist 2021 für den Prix Mobilière 2021 und den Swiss Art Awards 2021 nominiert. Anlässlich seiner Ausstellung veröffentlicht Efremidis Mitchell An- dersons Notes. 2014-2021.

Mitchell Anderson
Fortunate Son, 2018
acrylic on canvas
200 cm diameter
Mitchell Anderson
Fortunate Son, 2018
acrylic on canvas
200 cm diameter
Mitchell Anderson
Fortunate Son, 2017
acrylic on canvas
200 cm diameter
Mitchell Anderson
Fortunate Son, 2018
acrylic on canvas
200 cm diameter
Mitchell Anderson
Fortunate Son, 2017
acrylic on canvas
200 cm diameter
Mitchell Anderson
Buddenbrooks (Zeichen und Symbole), 2021
Playing cards on panel
160 x 120 cm
Mitchell Anderson
Beautiful and Damned, 2021
sequins
dimensions variable
Mitchell Anderson
Bobby, 2021
encaustic on panel
80 x 60 x 4 cm
Mitchell Anderson
What's Past is Prologue, 2013
Color and black & white photographs, Oliver
30 x 200 x 200 cm
Mitchell Anderson
Boy of Tears, 2017
John F. Kennedy’s H. Upmann Cuban cigar, c. 1963, plinth
30 x 200 x 200 cm